Und dann stand ich das aller erste mal in meinem Leben meiner viertältesten Schwester Petra gegenüber!

 

Wir sahen uns an … fielen uns in die Arme, haben geheult wie die Schlosshunde und ich hab sie als erstes gefragt, so was völlig globales gefragt, wie sie denn hierher gekommen sei. Mit dem Zug. Ich konnte es nicht glauben … und kann es eigentlich immer noch nicht … vor allem ich konnte von Anfang an völlig nüchtern darüber reden … es war ganz komisch! Ich fühlte mich in dem Augenblick ein bisschen wie ein Schwamm, der alles aufnimmt … aber noch völlig unfähig ist überhaupt auch nur irgendwas von dem was da grad so passiert wirklich zu verarbeiten. … Meine Schwester war von Mittwoch bis Sonntag bei uns … hat auf dem Sofa im Wohnzimmer gepennt. Ich wollte ihr das Zimmer von unserem Sohn herrichten, aber das wollte sie gar nicht, weil sie nachts oft rum geistert (ja das habe ich gründlichst gemerkt: abgehängte Bilder, durch die Gegend geschleppte Toilettenbürsten, Handtücher, von Punkt A zu Punkt B, offen stehende Kellertüren …) und unbedingt nen Fernseher braucht.

 

 

Am nächsten Mittag haben wir zusammen beim Essen gehockt, als sie plötzlich in schallendes Gelächter ausgebrochen ist. Vorsichtig fragte ich nach, warum? „Ja, schau doch mal.“ sagte sie, „wie ich die Gabel halte und wie du das machst!“ Ein Blick genügte, völlig identisch! Leider war es ja soooooo irre warm, dass wir nicht mal was unternehmen konnten, aber es war ne irre schöne, Zeit. …

 

In den folgenden Monaten gelang es uns gemeinsam auch noch den Kontakt zu allen anderen Schwestern herzu stellen. Wobei ein ganz besonderes high light sich am 24.11.2010 ereignete: Das alles kommt mir noch immer vor wie ein Wunder, da wir letzten drei alle zur Adoption frei gegeben wurden, was die Suche nicht gerade erleichterte; doch … am 24.11.2010 irgendwann in der Mittagszeit – ich war gerade draußen und wollte ein paar meiner Blumen Winterfest in Styropor einpacken –

da erschien unsere Jüngste mit dem Telefon am Ohr im Garten, gab es mir mit Kuller großen Augen, aber ohne Kommentar.

Das bedeutete, sie wusste nicht wer da am Telefon war. … Es war … Eva Siebenherz.

Ohhhhhh, neeeeee, das kannte ich doch schon. Mein Herz rutsche vor Aufregung gleich drei Etagen tiefer! Eva sagte mir, ich solle mich unbedingt hinsetzten, denn man hätte nun auch unsere zweitjüngste Schwester gefunden- Michaela.

… auch sie wurde seiner Zeit zur Adoption freigegeben und da ich mir sicher war, dass es mit der Suche nach ihr noch viel komplizierter werden würde als nach den anderen Schwestern, hatte ich die Planung aktiver nach ihr zu suchen in das nächste Jahr verschoben.

In der Tat brauchte ich jetzt einen Stuhl, fand aber keinen, also lehnte ich mich an den Rahmen der Wohnzimmertür um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Das konnte doch jetzt echt nicht sein, … oder doch? 

Ich fragte mich ob ich denn in diesem Jahr offenbar all meine Weihnachtsgeschenke schon vorher bekommen würde! Meine Schwester hatte, bzw. ihr Mann hatte die Suchanzeige von mir gelesen und dann mal nachgefragt, WER denn da nach seiner Frau sucht. … sie lebt – in Dänemark!

Mein Mann und ich fahren seit über 20 Jahren in jedem Jahr nach Dänemark in den Urlaub … Leider spricht meine Schwester natürlich nur Englisch und Dänisch … hmmmmm, mein Englisch ist … na ja reden wir besser nicht drüber. Ich verstehe zwar recht viel, aber ich hätte an jenem Abend als unser erstes Gespräch stattfand nicht eine vernünftige Antwort zustande gebracht. … Das musste dann alles mein lieber Mann für mich regeln. Aber egal! Ich war und bin deswegen noch immer völlig aus dem Häuschen! Im Januar, würden wir wieder nach Dänemark fahren, dann würden wir uns treffen – dafür haben wir uns dann ganz schnell verabredet.

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