Der zweite Anruf, das war dann meine beste Freundin. Sie sagte mir nur, ich müsste unbedingt und ganz dringend unser Kind anrufen. Das tat ich. Diese brabbelte wild drauf los und verklickerte mir, ich hättte sofort zurück zukommen, das sei unheimlich wichtig und ginge nicht anders. Ich reagierte genervt, versuchte heraus zu finden was los war, doch unser Mädchen wiederholte nur immer wieder, dass ich sofort zurück kommen müsste. Bei mir machte sich ne Mischung aus: Ich fühle mich unheimlich genervt und Panik breit. Warum sollte ich sofort nach Hause kommen?Warum sagte man mir nicht was passiert war? Sie sagte mir aber das Besuch da sei? Doch wer sollte schon gekommen sein – so dass ich unbedingt und sofort kommen müsste?Kaum, dass ich das Gespräch mit unserer Tochter beendet hatte, rief unserer mittleres „Kind“ unser Sohn an, auch er war völlig aufgedreht und fragte nur:

Wo bist du, wie lange brauchst du? Du musst sofort nach Hause kommen – wir kommen auch. Hm? Wir kommen auch? Was hatte denn das alles zu bedeuten? Sollte tatsächlich eine meiner Schwestern gekommen sein? Neeeeeeeeeeeeeeeein, das konnte doch nicht sein … oder doch? Ich verwarf diesen irrwitzigen Gedanken wieder, rief meine Trainerin an und sagte ihr, dass ich nicht zum Training käme, aber nicht genau wisse warum. Ich beschloss Fynja zumindest noch ein kurzes Bad zu gönnen, denn egal WER da auch immer gekommen sein mochte, brachte meine ganze Planung durcheinander und … irgendwie hatte ich auch ein bisschen Angst – wo vor wusste ich jedoch nicht. Auf dem Weg nach Hause schwirrten mir ganz viele Gedanken durch den Kopf, die ich gar nicht wagte zu Ende zu denken …

Vor der Haustür angekommen, holte ich den Hund aus dem Auto … unsere Tochter kam durch die Haustür geschossen, nahm mir Fynja ab … erklärte: „Ich nehm denn jetzt mal Fynja mit und du kannst dann in einer Minute hinterher kommen.“ Eine Nachbarin fuhr mit ihrem Hund am Fahrrad vorbei, fragte mich wie es mir geht: „Das weiß ich noch nicht„, erklärte ich und ging zum Haus.

Im Flur, an einen sechs´er Träger Wassersprudel gelehnt, stand ein großer Briefumschlag in der Größe eines großen Bilderrahmens, darauf stand handgeschrieben, und in blauer Schrift: Das Symbol für verloren gegangene über 40Jahre Glück – und Geburtstagswünsche. Mir wurde heiß und kalt zugleich, ich traute mich gar nicht noch einen Schritt weiter ins Haus zu gehen, unser Sohn und seine Verlobte standen mittig im Wohnzimmer, so, dass sie direkt zur Tür blicken konnten, durch die ich ja nun gehen musste. Das tat ich, ganz, ganz vorsichtig, zögernd, unsicher, was ich als nächstes tun, denken, sagen sollte, könnte, tun würde.

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